Tenn et lys

Die grausamen Ereignisse von Oslo liegen jetzt 3 Tage zurück und alles setzt sich nach und nach...könnte man denken! Tatsächlich werd ich das mulmige Gefühl nicht los, wer und was dahinter steckt - allein schon wegen der Berichterstattungen im TV.

 

Anders Behring Breivik wird in den Medien als Einzelgänger beschrieben, der einen perfiden Plan ausgeheckt und in unglaublicher Brutalität ausgeführt hat. Er war bzw. ist Mitglied in diversen zwielichtigen Organisationen rechtsaußen. Scheinbar hatte er nur wenige Freunde; die Nachbarn waren entsetzt und überrascht, zu was diese unscheinbare Person fähig sein kann. Ein kranker und psychisch gestörter Amokläufer könnte man meinen. Jemand, der außerhalb der Gesellschaft steht, keiner von uns.

 

Wenn ich aber Auszüge aus seinem Manifest "2083" lese, ist das ganz und gar Rhetorik einiger wohlbekannter Parteien im Norden: Fremskrittspartiet in Norwegen (22,9% bei der letzten Wahl), Sverigedemokraterna in Schweden (5,7%), Dansk Folkeparti in Dänemark (13,8%) und Perussuomalaiset in Finnland (19%). All diese Parteien distanzieren sich vehement von den Anschlägen und der Person. Obwohl doch gerade diese Gruppierungen Fremdenhass schüren, klar auf Polarisierung und Angst beim Wahlkampf setzen. Wie weit ist es da selbst bei den etablierten Parteien vom Gedanken zur Tat? Meinte nicht Marie-Louise Enderleit, dass Einwanderer eine Kugel zwischen den Augen haben sollten? Breivik ist ein Kind dieser Ideologien und vor allem ein Kind der stetigen Radikalisierung im öffentlichen Diskurs.

 

Am Freitag kurz nach den Anschlägen waren im deutschen TV nur Experten zu sehen, die gleich auf islamischen Terror geschlossen hatten. Wohlgemerkt waren zu der Zeit die einzigen Infos Bilder aus dem norwegischen Fernsehen. Gerade das finde ich angsteinflößend! Natürlich, wer sonst? Liegt doch auf der Hand gleich die unter Generalverdacht zu nehmen. Nun gut, das hat sich gelegt. Alle eiligen Artikel scheinbar sofort gelöscht und Dossiers über den verkappten Islamhasser zusammengeschrieben. Dann hör ich aber in den öffentlich rechtlichen folgendes: dies sei in offenen Gesellschaften geschehen, im Norden, die skandinavischen Modelle sind gescheitert?
Wieder hört man raus: das war woanders, wurde von Leuten begangen, die anders und weit weg sind, wir sind nicht so. Und gerade das nimmt sich ein Land heraus zu sagen, das öffentlich von deutscher Leitkultur spricht, dessen führende Partei das Deutsche im Grundgesetz verankern wollte, das irrsinnige Einbürgerungstests fordert, das iranische Diplomwissenschaftler Taxi fahren lässt, das Parallelgesellschaften durch Angst und Abneigung gegenüber Fremden erst ermöglicht hat. Wir werden sehen wo das hinführt und jeder darf gern selbst darüber nachdenken, was er für Meinungen gegenüber Einwanderern hat. Aber die Diskussion werden wir so schnell nicht los.

teaterdags!

Da geht man nix ahnend zum Stage Building der Theatergruppe des Vertrauens und wird plötzlich für die Bühne rekrutiert. Also, nix mehr mit Sound oder Licht, jetz kommt serious theaterbusiness. Meine Rolle: Rosse in Macbeth. Sehr sympathischer, junger, talentierter Adeliger, der seine Zeit mit Ulk, nix peilen, gefoltert und schließlich vernünftig werden verbringt. Mein Tagesgeschäft im realen Leben mit anderen Worten und ich muss mich nicht mal groß verstellen. Mitm Text haperts noch etwas, deswegen ist speedteathern angesagt, weil in zwei Wochen Premiere ansteht. Läuft!

 

Hier ein paar Eindrücke von Rosse aus der aktuellen Verfilmung:

 


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